Michael Boehlke war 1980 einer der ersten Punks in Ostberlin. Als Sänger der Band "Planlos" stand er für viele Jahre im Zentrum der Szene, bis er sich Ende der 1980er Jahre verstärkt in Friedens- und Menschenrechtsgruppen engagierte. Punk in der DDR war ihm ein Ventil für Unzufriedenheit der Jugendlichen mit der Konformität des Alltags. Es bedeutete ihm eine andere Sprache, Musik und auch eine andere Ästhetik, die zusammen in einer eigenen Jugendkultur mündeten, die Formen des politischen Widerstands gegen das Regime annahm. Wie viele andere Punker konnte Boehlke in der DDR nicht seinem Beruf nachgehen, wurde mehrfach inhaftiert und in der Haft auch mißhandelt. 1987 gelang es ihm, den Staat DDR wegen Körperverletzung zu verklagen. Er engagierte sich in Friedens- und Menschenrechtsgruppen. Nach dem Fall der Mauer arbeitete der gelernte Maschinenschlosser als Bühnenhandwerker im Theater, eröffnete einen Schallplattenladen und absolvierte eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. In den 2000er Jahren begann er nebenher als Kurator und Kulturproduzent zu wirken. In diesem Zusammenhang gründete Boehlke das Archiv
Substitut. Punk in der DDR 1979-1989.