Roger Loewig lebte als Maler, Graphiker und Dichter in Berlin Ost und West. Der autodidaktische Künstler wurde 1930 in Schlesien geboren und verbrachte seine Jugend im besetzten Polen, bis er Anfang 1945 in die Sowjetische Besatzungszone (später DDR) floh. In Ost-Berlin begann er Anfang der 1950er Jahre eine Lehrerausbildung für Russisch, die er 1953 abschloss. Von da an bis zu seiner Verhaftung 1963 unterrichtete er in Ost-Berlin dieses Fach, aber auch Deutsch und Geschichte. Den Lehrerberuf übte Loewig aus, damit er eine Arbeit nachweisen konnte. Um offiziell als Künstler zu arbeiten, hätte es einer staatlichen Genehmigung bedurft, die ihm verweigert wurde.
Seine Bewerbung zur Aufnahme in den Verband Bildender Künstler wurde auch 1962 erneut abgelehnt. Als er 1963 seine erste private Ausstellung organisierte, wurde er wegen 'staatsgefährdender Hetze, Umtriebe und Propaganda' verhaftet; im drohten zehn Jahre Haft. Er habe, so lautete der Vorwurf, in den gezeigten Werken gegen die Berliner Mauer und staatlich organisierte Gewalt Stellung bezogen. Durch Bemühungen der evangelischen Kirche in der Bundesrepublik wurde Loewig nach fast einem Jahr Untersuchungshaft freigekauft, unter Anrechnung der Untersuchungshaft zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt und in die DDR entlassen. Den Lehrerberuf durfte er nicht mehr ausüben. Deshalb lebte Loewig ab 1964 unter schwierigen Bedingungen als freischaffender Künstler in Ost-Berlin. Erst 1965 wurde er als Kandidat in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Offiziell ausstellen durfte er trotzdem nicht.
Eine erste Ausstellung nach der Haft wurde hingegen von der 'Ateliergemeinschaft Erfurt’ organisiert, die seit 1963 für die Zusammenarbeit mit Malern und Graphikkünstlern, die den Sozialistischen Realismus ablehnten, bekannt war. Die Ausstellungen wurden in privaten Wohnungen, fern der Öffentlichkeit gezeigt.
Seit Mitte der 1960er Jahre wurde Loewig von einer Gruppe von Freunden aus Bonn unterstützt, die sich stark engagiert hatten, seine Werke in der Bundesrepublik sowie international bekannt zu machen. Die Gruppe vermittelte Kontakte und organisierte Ausstellungen.
1972 konnte Loewig zusammen mit seiner Lebensgefährtin Creszentia Troike in die Bundesrepublik ausreisen. Sie ließen sich in West-Berlin nieder, wo Loewig, der auch Dichter war, in Kontakt mit der Künstlergruppe 'Berliner Malerpoeten' kam. In den 1980er Jahren wurden erste Gedicht- und Erzählungsbände in der Bundesrepublik verlegt. Seine bildkünstlerischen Arbeiten zeigte er in zahlreichen Einzelausstellungen, sowohl national als auch international. Trotz des Mauerfalls 1989 und der deutschen Wiedervereinigung 1990 blieb Loewig skeptisch gegenüber der politischen Entwicklung. 1992 wurde Loewig, der nach seiner Übersiedelung in die Bundesrepublik viele Reisen nach Osteuropa unternahm, als erster deutscher Künstler eingeladen, seine Arbeiten - darunter die Lithographienfolge 'Epitaphe’- in einer Einzelausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau zu zeigen.
Im Oktober 1997 wurde der Künstler mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse geehrt. Kurz danach starb er in Berlin.