Das Lügenmuseum wurde 1990 in einem kleinen Ort in Babe, Brandenburg gegründet. Seine Ursprünge liegen noch in den Jahren der DDR (1984), in einer privaten Initiative von Reinhard Zabka, der die Grundlagen für das Künstlerhaus in Babe setzte. 1980 erwarb er ein Haus, das er zuerst zu einem Sommeratelier umbaute. Dort leitete er verschiedene Workshops die sich mit unkonventionelle Kunsttechniken beschäftigten. Im Kontext der Wende wurden die Grundlagen für das eigentliche Museum gesetzt. Das kleine Museum folgte den Prinzipien von ‘Wunderkammer’ und ‘Gesamtkunstwerk’. 1995 wurde es offiziell als Museum anerkannt und in den Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. aufgenommen. 1997 zog es nach Gantikow um und seit 2012 befindet es sich in Radebeul.
Der Gründer war der Dadaistische Künstler Reinhard Zabka, der unter dem Künstlernamen Richard von Gigantikow bekannt wurde und zu DDR-Zeiten seine Kunstwerke hauptsächlich im Untergrund präsentierte. Seine Werke fanden keine offizielle Anerkennung. Unter anderem stellte er einige seiner Werke 1986 im Palast der Republik in Ost-Berlin aus. Die Werke der Ausstellung ‘Invasion aus den Alltag’ wurden aber bald konfisziert. Der Künstler reagierte darauf mit der Zerstörung seiner Werke. Später formte er aus den Einzelteilen Altäre was als ‘Maximalismus’ bekannt wurde. Es war ein Statement des Künstlers zum Status der Kunstschaffenden in Ostdeutschland und der mangelnden offizielleren Anerkennung ihrer Werke als ‘Kunst’. Nach der Wende erkannte er, dass dies ihm und anderen Künstlern die Gelegenheit bot Werke offiziell auszustellen und er eröffnete das ‘Lügenmuseum’.
Das Museum wurde zur gleichen Zeit wie das Deutsche Historische Museum in Berlin gegründet. Zabkas Museum war eine künstlerische Antwort auf das offizielle Aufarbeiten der jüngeren Vergangenheit, weswegen das Museum als ‘Deutsches Historisches Lügenmuseum’ konzipiert wurde. Während viele es wegen seiner ‘Unprofessionalität’ zurückwiesen, sahen es andere als Weiterführung der Konzepte der ‘Wunderkammer’ oder des ‘Sammlermuseum’.
Die Private Initiative setzt trotz Wende und sich ändernden Bedingungen für die Künstler der ehemaligen DDR auf Kontinuität. Das Museum beruft sich auf seine Ursprünge als künstlerische Opposition gegen die Kulturpolitik der DDR. Das im Untergrund der DDR gegründete Atelier bot den Dadaistischen Künstlern Unterstützung und die Möglichkeit die Institutionalisierung der DDR-Künstler während der Wende zu erleichtern.
Die Mission des kleinen Museums ist es durch seine Kollektionen und zeitgenössische Kunst die Rolle der Kunst und den Prozess der Kunstausstellung zu hinterfragen. Der Künstler betreut die Ausstellung, während der Kurator überflüssig wird. Das Museum definiert sich als Platz zum Sammeln, Dokumentieren, Bewahren und des Austauschs. Der Austausch findet auch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft statt. Das Museum hat also auch das Ziel, Künstler und Kunstwerke zu präsentieren, die die jüngere Vergangenheit und die Rolle der Kunst im Sozialismus hinterfragen. Der Prozess der Geschichtsschreibung über die jüngere Geschichte wurde zu einem viel diskutierten Thema im Museum. Bei den Themen die im Museum ausgestellt werden, ist die Rolle der Avantgarde Kunst und Subkultur in der DDR sehr relevant. Deswegen hat sich das Museum das Ziel gesetzt, Objekte und Installationen zu sammeln, die mit der Subkultur und den Untergrund-Künstlern der DDR in Verbindung stehen.
Zurzeit möchte das Museum eine breitere Öffentlichkeit ansprechen, von Jugendlichen bis zu älteren Menschen, einheimisches und internationales Publikum, Kunstliebhaber und Touristen. Durch seine Ausstellungen, geistreiche Narrative, Geschichten und Veranstaltungen versucht das Museum weitere Entwicklungen zu ermutigen. Über die Jahre hinweg hat das Museum die konstante Förderung von Einheimischen erhalten und zur aktiven Unterstützung der lokalen Kultur und ihrer Wiederbelebung in den neuen Bundesländern beigetragen.