In den 1960er und 1970er Jahren war die dokumentarische Fotografie und die Darstellung jenseits der offiziellen in der DDR verboten. Zudem galt die Fotografie auch nicht als Kunst im sozialistischen Realismus. Erst viel später wurde in der DDR die Fotografie zu einem künstlerischen Medium und soziale, künstlerische und dokumentarische Ansätze wurden toleriert und in der Öffentlichkeit ausgestellt. Trotz der Tatsache, dass einige Individuen das offizielle Narrativ des Staates ablehnten, musste die Fotografie innerhalb des Systems folgen, da der Erwerb der technischen Fähigkeiten in staatlich geförderten Institutionen erfolgte. Daher haben Fotografen in der DDR, die sich gegen die offizielle dokumentarische, propagandistische und ideologisch geprägte Darstellung der DDR gestellt haben, oft ihre eigene unmittelbare Umgebung erforscht und dabei ihre 'persönliche Sprache' verwendet. Die Erfassung des DDR-Alltags wird somit eher zu einem persönlichen Abenteuer und einer subjektiven Sammlung von Erinnerungen, die sich zwischen Realität und Schein bewegen und über die Darstellung der 'großen Errungenschaften' des Sozialismus hinausgehen.
In Ostberlin, im Prenzlauer Berg angesiedelt, nahm Harald Hauswald eine Stelle als Postbote an. Diese Aktivität erlaubte ihm, leicht umher zu wandern und verschiedene versteckte Plätze in der Stadt zu entdecken. Hauswald war ein autodidaktischer Fotograf, ein Flaneur, ein Beobachter, der sich in verschiedenen Publikationen wie 'Fotografie' oder Alben von Henry Cartier-Bresson, Robert Frank und anderen Straßenfotografen inspirieren ließ. Er scheute sich nicht davor, verfallene Gebäude und heruntergekommene Bars, offiziell inszenierte Märsche und Slogans, Partys, als auch Berliner selbst zu verewigen. Von Rockern zu Punks, Betrunkenen, jungen und alten Männern fing Hauswald ein breites Spektrum der DDR-Gesellschaft ein. Er sah Fotografie als künstlerische Möglichkeit das Leben in der DDR festzuhalten und nicht nur staatlich verordnete Propaganda zu betreiben.
Er zeigte seine Bilder eher in geschlossenen Kreisen, in privaten Wohnungen, in der Kirche oder in Jugendclubs. Obwohl er zunächst nicht dem Verband der Künstler der DDR beitrat, nahm Hauswald ab 1983 an den Fotografentreffen teil, die von Arno Fischer und Sibylle Bergemann organisiert wurden. Seine Fotografien wurden jedoch nie in der DDR, sondern nur im Westen gedruckt. Wie etwa 1983, im Rowohlt Verlag in Hamburg erschienenen kritischen Jugendbericht des VEB Nachwuchs der DDR. Hauswald lieferte das Bildmaterial für den Bericht. Doch schon bald wurde er von der Stasi unter dem Spitznamen 'der Radfahrer' überwacht.
1987 erschien sein Buch Ost-Berlin im Pieper Verlag in München. Darin ist auch ein Text von Lutz Rathenow enthalten, der sofort in der DDR verboten und in der Gethsemanekirche in Ost Berlin illegal bekannt gemacht wurde. Nach diesem Ereignis entscheid das Regime, dass die Integration des Fotografen in das offizielle System effizienter wäre als seine Strafverfolgung. Daraus folgend erhielt Harald Hauswald gegen Ende des Regimes eine Reihe von Stipendien, die es ihm ermöglichten, seine Tätigkeit fortzusetzen, und darüber hinaus wurde er kurz vor dem Ende des Regimes sogar in dem Verband der Künstler aufgenommen.
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erwarb im November 2017 die Nutzungsrechte für ca. 6.000 digitalisierte Negative aus der Privatsammlung von Harald Hauswald zu nichtkommerziellen Zwecken. Diese werden von der OSTKREUZ Agentur der Fotografen in Berlin verwaltet. Ziel der Kooperation zwischen dem Ostkreuz-Verein, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Agentur OSTKREUZ ist es, die bisher unveröffentlichten Fotografien von Hauswald der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Sie gelten als unverzichtbare Quelle zur Rekonstruktion des Alltags, der Entwicklung des Ost Berliner Stadtraums und der Arbeit von Oppositionsgruppen, Künstlern und Jugendkulturen in der DDR.
Hauswalds fotografischer Beitrag ist unverzichtbar für COURAGE auf Grund seines Einblicks in die DDR-Gesellschaft und den Alltag. Diese reichen vom Festhalten der Jugendkultur der DDR zu verschiedenen subversiven Bohémiens und Punks, aber auch Portrait der Diversität der Gesellschaft und des Stadtlebens in Berlin und schließlich der friedlichen Revolution. Zur Zeit befinden sich seine Werke in verschiedenen Kollektionen im Deutschen Historischen Museum, im Märkischen Museum Berlin und im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig. Seine Bilder wurden auch in verschiedenen Ausstellungen gezeigt, zuletzt in 'Voll der Osten. Leben in der DDR' die von der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED Diktatur im Januar 2018 organisiert wurde.