Die Punkkultur entwickelte auch in der DDR ihre eigene Sprache, Musik und Ästhetik. Sie waren offene Provokation. Sie standen für ein Ausbrechen aus der Konformität des Alltags im Staatssozialismus. Anders als ihre Vorbilder in Großbritannien mit ihrem Slogan „no future“ befürchteten Punkerinnen und Punker in der DDR jedoch „too much future“ in der Uniformität vorgegebener Lebenslinien. Das privat in Berlin betriebene "Substitut" beherbergt die umfangreichste Sammlung zur Punkkultur in der DDR. Das "Substitut" ist eine Agentur, die ein Archiv im Rahmen ihrer bisherigen Projekte aufgebaut hat, zu denen auch die "Produktion" von Ausstellungen, Musikkompilationen oder Publikationen gehört.
Die Punkkultur entwickelte auch in der DDR ihre eigene Sprache, Musik und Ästhetik. Sie waren offene Provokation. Sie standen für ein Ausbrechen aus der Konformität des Alltags im Staatssozialismus. Anders als ihre Vorbilder in Großbritannien mit ihrem Slogan „no future“ befürchteten Punkerinnen und Punker in der DDR jedoch „too much future“ in der Uniformität vorgegebener Lebenslinien. Michael Boehlke empfand Verantwortung gegenüber seiner eigenen Geschichte und ihren Protagonisten. Über die Punkkultur und -bewegung in der DDR war öffentlich nur wenig bekannt, als er Anfang der 2000er Jahre begann, alte Verbindungen neu zu knüpfen und gezielt Dokumente zu sammeln.
Nach drei Jahren Konzeptions- und Vorbereitungszeit eröffnete 2005 die Ausstellung „ostPUNK! - too much future“. Die große Resonanz, die Ausstellung, Begleitbuch und -film (2006) erreichten, ließen in Boehlke die Idee reifen, ein eigenes Archiv zu gründen. Seitdem zählt er rund Einhundert Personen, die dem daraufhin eröffneten „Substitut“ Material überließen.
Zum Teil reicht es weit über die Subkultur des Punk, über ihre Musik, Ästhetik und politischen Ausdruckformen hinaus unter anderem in den Bereich oppositioneller bildender Kunst. Das „Substitut“ bestückte neue Ausstellungen, bediente zahlreiche Anfragen internationaler Medienagenturen und baute selbst eine Bildagentur auf, die die Nutzungsrechte für mehrere Fotographen wahrnimmt. Zeitweise bezog es öffentlich zugängliche Räume. Allerdings waren Angestellte nicht zu finanzieren. Als Privatperson konnte sich Boehlke diesen Aufwand nicht lange leisten. Heute sind die Sammlungen des „Substituts“ nur auf Anfrage einzusehen.
Inhaltsbeschreibung
Nach Aussagen von Michael Boehlke könne das „Substitut“ nahezu alles abbilden, was es in der DDR an Punk gab. Es sind rund 1.000 Songs nachhörbar, mehrere Hundert Plakate, Veranstaltungsflyer, selbstgemachte Liedbücher einsehbar. Da Punk in der DDR oft Überschneidungen in verschiedene subversive Kunstszenen aufwies, bewahrt das „Substitut“ neben spezifischen Badges der Punkkultur (Lederjacken und selbstgemachte Nietenarmbänder) auch Gemälde (Mita Schamal) und bemalte Papierrollen (von Igor Tatschke aka „AG Mauerstein“) auf. Weiterhin übernahm es die Verwertung von Bildrechten z.B. von der Leipziger Fotographin Christiane Eisler.
Inhalt
Fotos: 1000-
Gemälde: 10-99
Musikaufnahmen: 1000-
Tonaufnahme: 10-99
Tonaufnahme: 10-99
Unknown type: 100-499
Videoaufnahmen: 10-99
andere Kunstwerke (die nicht in den Kategorien wie Gemälde, Skulpturen, Grafiken usw. klassifiziert werden können): 0-9
Galenza, Ronald, Havemeister Heinz. 1999. Wir wollen immer artig sein ... Punk, New Wave, HipHop, Independent-Szene in der DDR 1980-1990. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf.
Galenza, Ronald, Havemeister Heinz. 2003. Feeling B: mix mir einen Drink. Punk im Osten. Ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf.
Mohr, Tim. 2017. Stirb nicht im Warteraum der Zukunft. Die ostdeutschen Punks und der Fall der Mauer. München: Wilhelm Heyne Verlag.
Pehlemann, Alexander, Papenfuß, Bert, Mießner, Robert; Gravenor, Natalie. 2015. 1984! – Block an Block, Subkulturen im Orwell-Jahr. Mainz: Ventil Verlag.
Boehlke, Michael, interview by Sonnenberg, Uwe, October 05, 2016. COURAGE Registry Oral History Collection