Jürgen Nagel wurde 1942 in Berlin geboren. 1958 begann er seine Lehre auf dem Gebiet der Fotochemie am VEB Fotochemische Werke Berlin. Seine Bewerbung für ein Chemiestudium wurde allerdings abgelehnt und stattdessen begann er 1961 seine berufliche Ausbildung auf dem Gebiet der Optik und Fototechnik in West-Berlin (Fachschule für Optik und Fototechnik). Nach dem Bau der Berliner Mauer legte er sein Studium in West-Berlin ab und übernahm verschiedene Jobs, unter anderem auch als Fotograf in einem Portraitatelier der Produktionsgesenossenschaft für Film und Bild.
Nagel begann 1968 eine betriebliche Lehrstelle als Fotograf, woraufhin er 1970 den Meistertitel für Fotografie erlangte. In dieser Zeit schickte er seine Arbeiten an verschiedene Publikationen und erwarb bereits 1967 den Status als Freiberufler. 1976 erlangte er einen akademischen Grad auf der Akademie der Bildenden Künste in Leipzig (Hochschule für Grafik und Buchkunst), am Lehrstuhl für Fotographik.
Er trat 1977 dem Verband Bildender Künstler der DDR bei, ausgelöst durch die Motivation, den Verband von innen heraus zu verändern. Er übernahm auch mehrere Lehraufträge für Fotografie, unter anderem auch mit der Bezirkskulturakademie Berlin zwischen 1987-1989. Seine Kurse waren bekannt für seine kritischen Annahmen, was zur Folge hatte, dass er gebeten wurde, seine Kurse und Annahmen aufzulösen. Seine Ablehnung dieser Änderungswünsche hatte keinerlei Auswirkungen auf ihn.
Seit 1967 arbeitete er als freischaffender Fotograf für verschiedene Messen, Ausstellungen, Kulturinstitutionen und Verlage, eine Stellung, die er auch nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm. Er interessierte sich vor allem für die künstlerische Fotografie und weniger für den Fotojournalismus. Gelegentlich schrieb er auch Literatur. Aufgrund seiner literarischen Tätigkeit wurde er seit 1979 überwacht worden. Seine Akten wurden jedoch 1981 geschlossen. Nagel gelang es, nicht nur seine Fotodokumentation, sondern auch seine literarischen Werke in Westdeutschland zusammen mit der Frankfurter Rundschau und dem Stattbuch-Verlag Berlin zu veröffentlichen (West).
Im Jahr 1989 beteiligte er sich zusammen mit dem 'Neuen Forum' aktiv an den Protestaktionen, was er schließlich auch mit seiner Kamera einfing. Nach der deutschen Wiedervereinigung arbeitete er weiterhin als Fotograf und erhielt zwischen 1993 und 1996 mehrere Stipendien und Lehraufträge an der Volkshochschule Berlin-Friedrichshain. Seiner Ansicht nach wäre er nie ohne die Härte des Regimes und den Bau der Berliner Mauer zur Fotografie zurückgekehrt. Die Fotografie und seine literarische Tätigkeit waren ein Medium, mit dem er seine eigenen Ideen und inneren Kampf erforschte und auszudrückte. Ansonsten wäre er wahrscheinlich auf dem Gebiet der Fototechnik geblieben.
Seit 1999 lebt und arbeitet der Fotograf in Altlandsberg.