Vielen gilt Heiner Müller nach Bertolt Brecht als der bedeutendste deutschsprachige Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Sich selbst begriff er in der DDR nicht als einen Oppositionellen. Er wurde zu einem gemacht. Er bekämpfte nicht das System, sondern versuchte es mit kulturellen Mitteln zu verändern. Dabei unterlag Müller nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 ebenso wie andere Intellektuelle und Künstler der Illusion, nun endlich auch innere Widersprüche in der DDR offen thematisieren zu können. Sein Stück "Die Umsiedlerin" über den Kollektivierungsprozess auf dem Lande wurde – wie auch weitere Stücke später – noch im gleichen Jahr verboten und Müller aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seit 1968 inszenierte er seine Theaterstücke auch im Westen. Heiner Müller wurde zum Grenzgänger zwischen den Systemen. Dennoch blieb er weiterhin "ohne die DDR nicht zu denken" – wie es die Sammlungsleiterin des Heiner-Müller-Archivs / Transitraum, Kristin Schulz, formulierte. In einer Demokratie könne er keine Dramen mehr schreiben, meinte Müller nach dem Ende der DDR provokativ. Bei der Großdemonstration am 4. November 1989 gehörte er auf dem Berliner Alexanderplatz zu den Rednern. Von 1990 bis 1993 war Müller letzter Präsident der ostdeutschen Akademie der Künste.