Ort

• Dresden , Germany
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Sprachen

• Deutsch

Webseite

• http://www.deutschefotothek.de/cms/kuenstlerzeitschriften-ddr.xml

Name der Sammlung

• Künstlerzeitschriften der DDR

Sammlungsgeschichte und kulturelle Aktivitäten

• Künstlerzeitschriften verbreiteten sich ab Ende der 1960er Jahre. Sie waren ein Mittel der Kommunikation zwischen Grafikern, Schriftstellern, Fotografen und Künstlern, die mit neuen Medien arbeiteten. Ab 1982 wurden Künstlerzeitschriften in der DDR produziert. Eine neue Generation von Künstlern, die in den 1950ern geboren worden war, war nicht mehr an der offiziellen Kulturpolitik des Regimes interessiert und suchte deswegen nach alternativen Wegen der Kreation und der Kommunikation ihrer künstlerischen Produktion. Künstlerzeitschriften waren eine Alternative und ermöglichten kulturellen Austausch unter Vermeidung der Zensur. Die Verfolgung und Ausweisung zahlreicher Künstler die in die Produktion von Künstlerzeitschriften in der DDR beteiligt waren, wie der Musiker Lothar Fideler, sind ein Zeugnis für die subversive Kultur dieser künstlerischen Mittel und ihrer kontroversen Signifikanz für das Regime.
  
  Obwohl Künstlerzeitschriften anfangs nur in geschlossenen Gruppen wie Privatwohnungen, privaten Galerien und auch Kirchen geteilt wurden, begannen sie 1986 in die Öffentlichkeit vorzustoßen. Diese Möglichkeit entstand, weil die Zentralbibliothek, die 1983 zur Zentralen Fachbibliothek der DDR für Kunst und Musik wurde, begann eine Kollektion von Grafikbüchern zu erwerben, unter denen auch Künstlerzeitschriften waren. Diese Sammlung der Künstlerzeitschriften wurde ab 1986 von der Dresdner Bibliothek erworben. Es war das Resultat einer Initiative zahlreicher Künstler, die die Öffentlichkeit erreichen wollten und sich an die sächsische Bibliothek wandten. Ursprünglich war die Zentralbibliothek vom künstlerischen Wert der Grafiken motiviert, da sie schon eine Sammlung von Grafikbüchern hatte.
  
  Künstler sahen bald auch die Möglichkeit, die Öffentlichkeit zu erreichen und abweichende Ideen zu verbreiten. Aufgrund von Zensur und strikter Kontrolle über Medien und Drucksachen wurde die Kunst eine alternative Kommunikationsmethode zwischen Künstlern, Schriftstellern, Fotografen und Malern. Die Beteiligung internationaler Künstler wie Vaclav Havel, Hertha Müller und Mircea Dinescu an den Künstlerzeitschriften muss ebenfalls erwähnt werden. Die Autoren integrierten ihre Texte auf vielfältige Weise in die Kunst. Unabhängige Koproduktionen, die sich vom staatlich verordneten Realismus und Optimismus distanzierten, und ihn infrage stellten, wurden so politisch. Dies machte schließlich die Stasi auf die Künstlerzeitschriften aufmerksam.
  
  Als Konsequenz daraus wurde der Zugang zu ihnen streng reglementiert und nur für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Dies führte trotzdem zu einem größeren öffentlichen Zugang zu den Publikationen, als die Künstler ursprünglich erwartet hatten.
  
  Nach dem Mauerfall wurden einige Zeitschriften weiter herausgegeben, wie zum Beispiel ENTWERTER/ODER in Berlin. Die sächsische Bibliothek erwarb weiterhin die Zeitschriften, weitete die Kollektion aber auf internationale Grafikbücher wie zum Beispiel Russische und Französische aus.
  
  Mit finanziellen Mitteln, die von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) bereitgestellt wurden, wurde von 1997 bis 2000 ein Projekt ausgeführt, in dem die Künstlerzeitschriften digitalisiert werden. Dies soll sie einem breiteren Publikum zugänglich machen aber auch der Erhaltung und Bewahrung dienen.

Inhaltsbeschreibung

• Momentan hat die sächsische Landesbibliothek eine Kollektion von fast 6000 Werken und 177 Künstlerzeitschriften aus der DDR. Die Kollektion ist Teil der Grafikkollektion der Bibliothek zu der fast 1300 Zeitschriften und Grafiken gehören.
  
  Zu den ersten Künstlerzeitschriften, die von der Sächsischen Landesbibliothek erworben wurden gehört die Zeitschrift USW die sich mit der Kunst der alternativen Szene in Dresden befasste. Diese wurde der Bibliothek 1986 vom Herausgeber Micha Brendel selbst angeboten. Bald darauf folgte die USF von Thomas Haufe, ebenfalls aus Dresden und 1987 ENTWERTER/ODER aus Berlin. Im gleichen Jahr wurden der Bibliothek weitere Publikationen angeboten: DER HASE (Karl-Marx-Stadt heute: Chemnitz), MIKADO, ANSCHLAG (Leipzig), SCHADEN (Berlin), ZWEITE PERSON (Leipzig).
  
  Zu den Beiträgen dieser Publikationen gehören Werke von Cornelia Schleime and Sascha Anderson (Poe Sie Alll Bum, 1982), Gundula Schulze (A drei, 1983), Via Lewandowsky (USW, 1987), Christoph Tannert (Anschlag, 1986), Jan Faktor (Ariadnefabrik, 1986). Weitere Beiträge kamen von Vaclav Havel (ANSCHLAG, 1987), Mircea Dinescu (ANSCHLAG, 1987), etc.
  
  Die Künstlerzeitschriften arbeiteten mit verschiedenen Medien und Techniken von Fotografie zu Zeichnungen, Seidendrucken, Kollagen und Texten. Themen wie Poesie, Literatur, Film, Kino, Avantgarde, Sexualität, der Zweite Weltkrieg, Umweltschutz, Verfall, Charta 77, Bürokratie, Bürgerbewegungen und viel mehr wurden in den Publikationen behandelt.
  
  Nach dem Mauerfall erwarb die sächsische Landesbibliothek weiterhin DDR-Publikationen. Einige der Kollektionen sind komplett erworben, wie die Kollektion UND des Künstlers Lothar Fiedler der 1985 aus der DDR ausgewiesen wurde.

Inhalt

• Publikationen: 100-499

Betreiber

• Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Besitzer

• Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Geographische Reichweite der Sammlung

• international

Themen

• Avantgarde, Neo-Avantgarde
• Jugendkultur
• Samisdat and Tamisdat

Schöpfer/in

• Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Gründungsdatum

• 1986

Gründungsort

• Dresden
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Autor

• Saab, Karim
• Warnke, Uwe

Sammler

• Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Unterstützer

• German Research Foundation (DFG)

Wichtige Ereignisse in der Geschichte der Sammlung

• Erwerb der Künstlerzeitschriften

Besondere Beispiele

• ANSCHLAG
• ENTWERTER/ODER

Zugangsart

• öffentlich zugänglich

Veröffentlichungen

• Böthig, Peter. 1990. 'UND, UNDSOWEITER, UNDSOFORT... Künstlerbücher und Zeitschriften im Eigenverlag’, in: Gillen, Eckhart, Haarmann, Rainer (Eds.). Kunst in der DDR, 105-111, Kiepenheuer& Witsch.

  Gillen, Eckhart, Haarmann, Rainer, (Eds.). 1990. Kunst in der DDR, Kiepenheuer& Witsch.

  Grundmann, Uta, Klaus Michael, and Susanna Seufert, (Eds.). 2002. Revolution im geschlossenen Raum. Die andere Kultur in Leipzig 1970-1990, Leipzig: Verlag Faber&Faber.

  Muschter, Gabriele, Thomas, Rüdiger, (Eds.). 1992. Jenseits der Staatskultur. Traditionen autonomer Kunst in der DDR, München, Wien: Karl Hanser Verlag.

AutorIn des Eintrags

• Demeter, Laura

Literaturverzeichnis

Annika-Valeska, Walzel, interview by Demeter, Laura, January 18, 2018. COURAGE Registry Oral History Collection