Die in dem Archiv zusammengetragene "unterdrückte Literatur" ist aus einem wissenschaftlichen Projekt hervorgegangen, das den gängigen Kanon der DDR-Literaturgeschichte in Frage stellen und die Autorinnen und Autoren unterdrückter Literatur moralisch rehabilitieren wollte.
Die Sammlung entstand als Ergebnis eines von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur finanzierten wissenschaftlichen Forschungsprojekts. Erfasst wurden literarisch verfasste Texte aus der DDR (und der Sowjetisch Besetzten Zone), die aber "bislang unbekannt waren, weil sie unterdrückt wurden." (vgl. die Projektbeschreibung auf der Webseite der Bundesstiftung Aufarbeitung) Das Projekt startete im Jahre 2000. Initiiert hatten es die Germanisten Ines Geipel und Joachim Walther. Nach öffentlichen Aufrufen erhielten sie den Großteil der Sammlung direkt von den betroffenen Autorinnen und Autoren oder ihren Hinterbliebenen. Zunächst bildeten die Materialien ihre persönliche Arbeitsgrundlagen. Mit dem offiziellen Abschluss des Projekts im Jahre 2005 wurden sie komplett dem Archiv der Bundesstiftung Aufarbeitung und damit der weiteren literaturwissenschaftlichen und zeithistorischen Forschung übergeben. Da sich die Materialien über den gesamten Zeitraum von 1945/49 bis 1989 erstrecken, reflektieren sie ebenso die sich wandelnden Bedingungen für die und der kulturellen Opposition aus vierzig Jahren Geschichte der DDR.
Inhaltsbeschreibung
Die Sammlung enthält Notiz- und Tagebücher, Manuskripte, die „Schubladenliteratur” und darüber hinausgehende Materialien von knapp Einhundert Autorinnen und Autoren, die in der DDR nicht veröffentlichen konnten oder aufgrund ihrer Texte Repressionen ausgesetzt waren. Für die Aufnahme der Texte in das Archiv galten formale Qualitätskriterien, unter anderem ihre literarische Eigenständigkeit in allen Genres von Prosa über Lyrik bis hin zur Dramatik. Von vielen Autorinnen und Autoren liegen zudem lebensgeschichtliche Interviews vor.
Matthias Buchholz. 2013. Von der Ohnmacht unterdrückter Autorinnen und Autoren und der retrospektiven Macht der Archiv. Das Archiv unterdrückter Literatur in der DDR. [Of the powerlessness of suppressed authors and the retrospective power of archives. The archive of suppressed literature in the GDR] In: Hering, Rainer und Schenk, Dietmar (Ed.). 2013. Wie mächtig sind Archive? Perspektiven der Archivwissenschaft [How powerful are archives? Prospects of archive sciences], Hamburg: University Press. (Veröffentlichungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein Band 104)
Geipel, Ines und Walther, Joachim. 2015. Gesperrte Ablage. Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland 1945-1989 [Restricted filing. A history of suppressed literature in East Germany 1945-1989]. Düsseldorf: Lilienfeld.
AutorIn des Eintrags
Sonnenberg, Uwe
Literaturverzeichnis
Buchholz, Matthias , interview by Sonnenberg, Uwe, August 30, 2016. COURAGE Registry Oral History Collection