Am Rande der schon länger zum bloßen Ritual gewordenen Gedenkdemonstration für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht hatten einige Demonstranten am 17. Januar 1988 auf ihrem Transparent Luxemburgs berühmte Worte "Die Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden" getragen. Sie - wie auch viele Oppositionelle im Anschluß an die Demonstration - wurden verhaftet, einige gegen ihren Willen aus der DDR ausgewiesen. Diese Maßnahmen und ihre Folgen bilden einen zentralen Markstein in der Vorgeschichte der "Wende" 1989.
Aufgrund der fehlenden Öffentlichkeit war zunächst aber nur wenig darüber bekannt. Erst recht nicht über zahlreiche Protest- und Solidaritätsaktionen, die das Ereignis nach sich zog. Deswegen bildete sich in Berlin die sogenannte "Kontakttelefongruppe". Ihre Nummer streuten sie republikweit über die Strukturen der offenen Kirchenarbeit. Gleich einem autonomen Ermittlungsausschuß sammelte die Gruppe Informationen über Reaktionen (und Stimmungen) im Lande.
Die hier überlieferten Notizen hielten fest, wo und wann in der gesamten DDR wegen der Verhaftung von Oppositionellen am Rande der "Luxemburg-Liebknecht-Demonstration" Protest- und Solidaritätsaktionen stattfanden. Zur "Kontakttelefongruppe" gehörte auch Marianne Birthler, die spätere Bundesbeauftrage für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (2000-2011), die diese Aufzeichnungen der Robert-Havemann-Gesellschaft übergab.