Ort

• Berlin Karl-Liebknecht-Straße 31, Germany 10178
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Sprachen

• Deutsch

Webseite

• http://www.bstu.bund.de

Name der Sammlung

• Stasi-Unterlagen

Sammlungsgeschichte und kulturelle Aktivitäten

• Die in den Behörden des Bundesbeauftragten überlieferten Unterlagen der Staatssicherheit sind keine originären Sammlungen kultureller Opposition in der DDR. Aber sie gehören in diesen Kontext, dokumentieren sie doch unter anderem auch die Beobachtungen der Opposition durch die Geheimpolizei von 1950 bis 1989. Darunter finden sich einzigartige Konvolute konfiszierter, eingesammelter oder durch Agenten abgelieferter Original- und Egodokumente. Manchmal geben diese erstmals und mitunter alleinig sogar Hinweise auf bislang wenig bekannte reale Akte kultureller Opposition. Allerdings ist den Sammlungen dann auch oft jene feindliche Perspektive der Überwachungsorgane eingeschrieben, der das Verständnis und die Sprache fehlten, das Beobachtete auch zu begreifen und entsprechend einzuordnen. Insbesondere mit Blick auf die Berichte Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit muss in vielen Fällen mehrfach "über Bande" gedacht werden, um den Kern und den Inhalt der Akten tatsächlich zu entschlüsseln.   
  
  Die Unterlagen der Staatssicherheit setzen sich aus zwei wesentlichen Beständen zusammen. Zum Einen finden sich die bereits in der DDR abgeschlossenen und archivierten Vorgänge. Sie sind vorwiegend erschlossen durch Findmittel der Staatssicherheit. Zum Anderen gibt es die Akten und Dokumente, die die Bürgerbewegungen 1989/90 durch ihre Besetzungen der Dienststellen der Staatssicherheit vor der Vernichtung bewahrten (Bürgerkomitees). Diese zu über 90 Prozent wiederhergestellten Vorgänge sind nach den Dienststellen abgelegt, in denen sie aufgefunden wurden.
  
  Unter der Bezeichnung "Bürgerkomitees" werden Zusammenschlüsse von Menschen aus der DDR verstanden, die seit Anfang Dezember 1989 durch ihre Besetzung von Einrichtungen des Staatssicherheitsdienstes den Abtransport und die weitere Vernichtung von Stasi-Unterlagen verhinderten. Die Bürgerkomitees hatten maßgeblichen Anteil an der Auflösung des früheren Ministeriums für Staatssicherheit, an der Debatte um den weiteren Umgang mit den dort produzierten Akten, an der Bestellung eines Sonderbeauftragten für die Stasi-Unterlagen nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und schließlich an der Verabschiedung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes durch den Deutschen Bundestag am 14. November 1991.
  
  Auf Grundlage dieses Gesetzes werden die Akten des Staatssicherheitsdienstes der DDR von einer Bundesbehörde (Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, BStU) aufbewahrt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Seit seiner Verabschiedung verzeichneten die Behörden des BStU (Stand 2016) mehr als 6,5 Millonen Anfragen zur Einsicht in die Stasi-Unterlagen. Die Hinterlassenschaft des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR prägte seitdem nachhaltig das Bild der Geschichte der DDR. Zahlreiche Forschungsarbeiten wurden auf dieser Grundlage geschrieben. 
  

Inhaltsbeschreibung

• Die Bestände der Staatssicherheit ergeben zusammen etwa 110 laufende Kilometer Akten. Hinzu kommen rund 41 Millionen Karteikarten, 1,7 Millionen Bilder, 2.820 Videos und 27.300 Tondokumente. Für die Beschreibung, Darstellung und Analyse kultureller Opposition in der DDR könnten davon in etwa 20-25 Prozent dieser Materialien von Interesse sein. Viele sind redundant und verweisen vor allem auf die Funktionsweise und das Denken des Apparates der Geheimpolizei. Sie zeigen, wie Opposition übersetzt und oftmals nicht verstanden wurde. Auch wenn es zynisch klingen mag, durch ihr Agieren erzeugte die Geheimpolizei besondere Aktentypen, wie etwa Wortprotokolle aus mitgeschnittenen Telefonaten oder aus abgehörten Wohnungen. Darunter finden sich beispielsweise auch Übungsstücke und nie veröffentlichte Gedichte von Künstlerinnen und Künstlern, an die sie sich Jahrzehnte und einen Systemumbruch später selbst vielleicht nicht mehr erinnerten.
  
  Oft lag nur eine sehr zufällige Entscheidung zugrunde, was die Staatssicherheit als Opposition begründete und wie sie sie einstufte. Das spiegelt sich auch in der Registratur der Staatssicherheit wider. So finden sich die Beobachtungen von Spannungen und Auseinandersetzungen innerhalb der Akademie der Wissenschaften in den Unterlagen der Hauptabteilung XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft). In der Hauptabteilung XX, die für die Überwachung des Staatsapparates, der Massenparteien, der Kirchen, des kulturellen Bereiches wie auch des sogenannten Untergrundes zuständig war, sind operative Vorgänge gegen vermutete und tatsächliche Oppositionsgruppen abgelegt. Für diese interessierte sich in einigen Fällen aber ebenso die Spionageabwehr der Hauptabteilung II oder der Hauptverwaltung Aufklärung. In der Untersuchungsabteilung, der Hauptabteilung IX, sind wiederum Vernehmungsprotokolle zu finden. 
  
  Insgesamt geben die Akten Auskunft über wahrgenommene Opposition in jeder Form, über alternative Lebensstile und künstlerische Ausdrucksformen jenseits der vorgegebenen gesellschaftlichen Strukturen sowie religiöse und soziale Bewegungen in ihrer Praxis über den gesamten Zeitraum der DDR.

Inhalt

• Artefakte: unbekannte Anzahl
• Comics und Karikaturen: 1000-
• Erinnerungsstücke (Poster, Flyer, Briefmarken, etc.): 1000-
• Fotos: 1000-
• Gemälde: unbekannte Anzahl
• Grafiken: unbekannte Anzahl
• Kleidung: unbekannte Anzahl
• Manuskripte (Ego-Dokumente, Tagebücher, Notizen, Briefe, Skizzen, etc.): 1000-
• Musikaufnahmen: unbekannte Anzahl
• Möbel: unbekannte Anzahl
• Publikationen: 1000-
• Skulpturen: unbekannte Anzahl
• Tonaufnahme: 1000-
• Videoaufnahmen: 1000-
• graue Literatur (Archivdokumente wie Broschüren, Bulletins, Merkblätter, Berichte, Geheimakten, Aufzeichnungen, Arbeitsunterlagen, Sitzungsprotokolle): 1000-
• rechtliche und/ oder finanzielle Unterlagen: 1000-

Betreiber

• Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)

Besitzer

• Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)

Interessensvertreter/Teilhaber der Sammlung

• Birthler, Marianne
• Gauck, Joachim
• Jahn, Roland

Geographische Reichweite der Sammlung

• international

Themen

• demokratische Opposition
• Überwachung (verschiedene)

Schöpfer/in

• Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)
• Bürgerkomitees

Gründungsdatum

• 1990

Gründungsort

• Deutschland
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Autor

• Ministry for State Security in GDR

Sammler

• Bürgerkomitees
• Ministry for State Security in GDR

Wichtige Ereignisse in der Geschichte der Sammlung

• Verabschiedung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes, 1991
• Eröffnung der Online-Mediathek, 2015
• Entscheidung des Bundestages über die Zukunft der BStU, 2016

Besondere Beispiele

• Geheime Berichte an die SED-Führung
• Geheime Telefonabhörprotolle

Zugangsart

• teilweise öffentlich zugänglich

Veröffentlichungen

• (Auswahl/ selection)
  
  Auerbach, Thomas, Braun, Matthias, Eisenfeld, Bernd, von Prittwitz, Gesine, Vollnhals, Clemens, eds. Hauptabteilung XX, Staatsapparat, Blockparteien, Kirchen, Kultur, "politischer Untergrund" [Central department XX, state apparatus, bloc parties, church, culture, "political underground"], Handbuch "Anatomie der Staatssicherheit", Berlin: BStU, 2008.

  Engelmann, Roger, Florath, Bernd, Heidemeyer, Helge, Münkel, Daniela, Polzin, Arno, Süß Walter, eds. Das MfS-Lexikon. Begriffe, Personen und Strukturen, Begriffe, Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR [MfS-Lexikon concepts, persons and structures of the state security in the GDR], Berlin: Ch. Links Verlag, 3., aktualisierte Auflage, 2016.

  Florath, Bernd ed. Die DDR im Blick der Stasi 1964. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, mit Online-Zugriff auf die komplette Edition des Jahrgangs 1964 [The GDR under Stasi surveillance 1964. Secret files of the SED-leadership. With online access to the entire edition of the year 1964], Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2017.

  Münkel, Daniela, ed. State Security. A Reader on the GDR Secret Police, BStU, Berlin, 2016.

  Süß, Walter. Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR, Geschichte der Staatssicherheit [State security-Stasi during the last decade of the GDR], MfS-Handbuch "Anatomie der Staatssicherheit" Teil III, Berlin: BStU, 2009.

Teil des Netzwerks

• Europäisches Netzwerk der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden
• Platform of European Memory and Conscience

AutorIn des Eintrags

• Sonnenberg, Uwe

Literaturverzeichnis

Florath, Bernd , interview by Sonnenberg, Uwe, January 30, 2017. COURAGE Registry Oral History Collection