Ausgehend von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche begannen im September 1989 die sogenannten Montagsdemonstrationen für eine demokratische Erneuerung der DDR, die sich schnell über die gesamte Republik ausweiteten und das Regime nach kurzer Zeit implodieren ließen. Der 9. Oktober war auf dem Weg dorthin ein markanter Wendepunkt. Nachdem es in mehreren Städten bereits zwei Tage zuvor anläßlich des 40. Republikgeburtstages zu Ausschreitungen gekommen war, befürchteten nicht wenige auch für die darauffolgende Montagsdemonstration Ausbrüche von Gewalt. Die militärische Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung Anfang Juni des Jahres am Pekinger Tian’anmen-Platz war in vielen Köpfen präsent, die Situation angeheizt. Mitglieder von drei Leipziger Basisgruppen (Arbeitsgruppe Umweltschutz, Arbeitsgruppe Menschrechte und Arbeitskreis Gerechtigkeit) formulierten deswegen einen Appell zur Gewaltlosigkeit, den sie mit einer Auflage von etwa 25-30.000 Exemplaren druckten und den gesamten Tag verteilten. Sie richteten ihre Forderungen an beide Seiten und wünschten sich friedliche und kreative Formen des Protestes. Schließlich kamen am 9. Oktober 1989 nach unterschiedlichen Angaben rund 70.000 Menschen zur Montagsdemonstration. Sie blieb friedlich. Zwei Wochen später war sie bereits auf etwa 300.000 Menschen angewachsen.